Was wenn Chris einen Schäkel an den Kopf kriegt? Was wenn Reto sich in die Hand scheidet? Bis jetzt hätte ich versucht, dies mit Desinfektionsmittel und etwas Tape wieder zusammenzukleben (analog zu WD40 und Duct Tape, siehe link). Unsere Ärztin an Bord meinte jedoch, dies sei nicht unbedingt der richtige Ansatz für Probleme dieser Art. Reto hat daraufhin einen ganz speziellen Kurs bei der Regionalgruppe Bern des CCS ausfindig gemacht: “Notfälle auf See” mit Schwerpunkt Wunden nähen. An einem Freitagabend und dem darauf folgenden Samstag Anfang Dezember haben Reto und ich die minimalen Grundlagen zur Behandlung medizinischer Probleme an Bord gelernt. Zu Beginn des Kurses im Unterstufen Schulhaus in Köniz wurden natürlich die theoretischen Grundlagen vermittelt: Wie werden ausgekugelte Gliedmassen wieder eingeränkt. Wie man Zeitungen zur Fixierung von Brüchen benutzen kann. Was bei Unterkühlung, insbesondere nach dem Bergen aus dem Wasser, zu tun ist. Was alles in die Boardapotheke gehört und nicht zuletzt auch, wie man verschiedene Arten von Wunden versorgt.
Am Samstag folgte dann der Praxisteil des Kurses. Kari, unser Kursleiter hat für jeden von uns einen Schweinefuss organisiert. Auf dem mit einer Kamera ausgerüsteten Hellraumprojektor wurde uns vorgezeigt, wie eine Wunde korrekt genäht wird. Im Anschluss durften wir uns an unseren eigenen Schweinefüssen verwirklichen. Es gab verschiedene Arten von Fäden, Nadeln und sogar einen Tacker zum Ausprobieren. Am Ende des Tages hatte jeder von uns den Schweinefuss an den verschiedensten Stellen wieder zusammen geflickt. Meine Handarbeitslehrerin hätte sicherlich ihre Freude an meinem Kunstwerk gehabt. Die Lehrerin, welche unabsichtlich in den Kurs platze, eher weniger.
Nebst den Schweinefüssen verteilte Kari auch noch Mandarinen. Aber was in aller Welt haben den Mandarinen neben den Schweinefüssen zu suchen? Ganz einfach, die Mandarinen sind der menschlichen Haut sehr ähnlich, wenn es darum geht, eine subkutane (unter die Haut) Spritze zu setzen. Auch das Setzten einer Infusion durfte zum Schluss noch an einer eigens dafür mitgebrachten Puppe geübt werden.
Quintessenz des Kurses: Hoffentlich brauchen wir ihn nicht (was jedoch eher unwahrscheinlich ist) ;-)