Mauna Loa

Eine Jacht für lange Reisen, eine sogenannte Blauwasserjacht, unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von einer "alltäglichen Segeljacht". Dadurch, dass die meisten Segler auf dem See nur ein paar Stunden verbringen, vielleicht ausnahmsweise mal ein Wochenende, werden ganz andere Anforderungen ans Boot gestellt, als wenn man darauf fix leben möchte.

Auch an eine Charterjacht, wie sie zu Tausenden im Mittelmeer auf Kunden warten, werden andere Anforderungen gestellt. Obwohl bei diesen Booten meist schon eine vollständig ausgerüstete Küche und Badezimmer eingebaut sind, so werden doch die Hauptschwerpunkte auf "viele Gäste pro Jacht" gelegt. Daneben muss sie möglichst einfach zu handhaben und günstig im Unterhalt sein. Viel Platz zum Verstauen von Material ist weniger wichtig.
Unsere Mauna Loa ist in vielerlei Hinsicht anders.

Cockpit

Fast das Wichtigste auf einem Boot ist das Cockpit. Denn dort verbringt man die meiste Zeit. Nicht nur während des Segelns, sondern auch sonst findet das aktive Leben dort statt. Unser Cockpit wurde mit einer Doppelsteueranlage aufgebaut. Die zwei Steuerräder erlauben ein ungehindertes Erreichen der Badeplattform und gleichzeitig eine gute Sicht in die Segel und auf den Verkehr während der Fahrt.
Um den grossen Tisch finden genügend Personen Platz, so dass das Anlegebier auch mit Gästen getrunken werden kann. Die Bänke sind lang genug um darauf einigermassen bequem zu schlafen.

Am Heck erlaubt eine kleine Badeplattform das Ein- und Aussteigen ins Wasser oder Dinghi. Dieses hängt an 2 Davids (kleine Kräne) und ist somit jederzeit einsatzbereit. Auf den Davids sorgen 400WP-Solarzellen und daneben ein Windgenerator für Strom.

Decksalon

Durch die Konstruktion als Decksalon-Jacht ist der Aufenthalt am Esstisch besonders angenehm. Man kann am Tisch sitzend fast auf jeder Seite die Umgebung beobachten. Der grosse Tisch bietet Platz für ca. 6-8 Personen. Sollte der Regen mal länger dauern, ist im Tisch ein Schach- und ein Backgammon-Spielfeld eingelassen.

Am Navigationstisch nebenan kann das Boot per Autopilot gesteuert werden. Natürlich kann man von da aus auch eine Grosszahl der Messwerte für Strom, Wasser, Diesel und vieles mehr überprüfen. Sollte die Sicht durch das Fenster nicht ausreichen hilft möglicherweise das Radar weiter.

Küche

Die Küche befindet sich im Durchgang zur vorderen Kabine. Sie ist mit einem elektrischen Herd, Backofen und Mikrowelle ausgestattet. Beim Waschbecken fliesst neben Warm- und Kaltwasser auch Salzwasser (zum Abwaschen) und gefiltertes Trinkwasser. Dem andauernden Wasserflaschen-Einkauf und den darausfolgenden Müllbergen kann dadurch entgegengewirkt werden.

Nasszellen

Die Mauna Loa ist mit zwei Nasszellen ausgestattet. Im mittleren Teil des Schiffes befindet sich ein grosses Bad mit Toilette und richtiger Dusche. Auf den meisten Charterjachten besteht die Dusche aus einem ausziehbaren Wasserhahn beim Waschbecken. Das funktioniert gut, jedoch ist nachher das ganze Badezimmer nass, oft auch die Kleider und das Handtuch.... Es ist somit ein grosser Komfortgewinn eine Dusche mit eigener Wasserarmatur in einem abgetrennten Bereich zu haben.

Das zweite Bad befindet sich im Bug. Es ist kleiner und besteht nur aus Toilette und Waschbecken. Es ist an einen Schwarzwassertank angeschlossen. Somit gehen die Abwasser nicht direkt ins Meer. Dies ist im Hafen Pflicht und in Badebuchten gerne gesehen.

Kojen

Ursprünglich wurde die Mauna Loa mit 4 Kabinen à 2 Kojen gebaut. Unsere Vorbesitzer haben jedoch aus den beiden Bugkabinen eine grosse gemacht. Somit sind aktuell 7 Kojen auf 3 Kabinen verteilt.
Jede Koje ist mindestens 1.9 m lang. Damit sollten auch Grossgewachsene gut schlafen können.

Motorenraum

Ein begehbarer Motorenraum ist für eine Jacht dieser Grösse aussergewöhnlich. Es ist genügend Platz um sich gut darin zu bewegen. Alle Technik die Lärm macht auf einem Boot ist hier untergebracht. Somit wird niemand aus dem Schlaf gerissen weil die Wasserpumpe einschaltet. Auch alle Borddurchlässe befinden sich hier. Dies ist vor allem im Notfall wichtig. Bei einem Wassereinbruch kann schnell festgestellt werden woher er kommt.

Der Motor wurde 2015 eingebaut nachdem der Originalmotor einen Totalschaden erlitten hatte. Er ist mit 118 kW Leistung sehr kräftig dimensioniert.

Rigg

Wie alles auf diesem Boot ist auch das Rigg äusserst stabil. Der Mast ist über 20 m hoch und wird durch 3 Salingspaare gestützt. Das Grosssegel von ca. 90 Quadratmetern verfügt über 3 Reffstufen. Die Rollgenua ist mit 60 Quadratmetern vergleichsweise klein. Eine Sturmfock kann bei Bedarf ans Babystag angeschlagen werden. Zur Segelgarderobe gehören ausserdem Spinnaker und Gennaker.
Zum einfachen Besteigen des Masts sind Maststufen angebracht.

Geschichte

Die Mauna Loa wurde im Jahre 1997 vom Stapel gelassen. Eine slowenische Werft hat den Rumpf aus 5 mm Stahlplatten für zwei deutsche Eigner geschweisst und ausgebaut. Der Bauplan wurde von der Firma Van De Stadt gezeichnet und entspricht ungefähr dem Modell Tasman 48. Änderungen wurden vor allem im Cockpit gemacht: Das zentrale Steuerrad wurde durch eine Doppelradanlage ersetzt. Viel mehr ist uns aus den Frühjahren leider nicht bekannt.

Besser dokumentiert ist das Jahre 2000. Genauer gesagt die Zeit ab dem 13. 10. 2000. Die damaligen Eigner waren auf dem Weg nach Kroatien um an einer Regatta teilzunehmen. Bei viel Wind und Welle fuhren sie nachts unter Gross und Motor richtung Süden. Die Mannschaft war auf Deck. Als einer von ihnen in die Küche wollte, stellte er fest, dass Wasser im Schiff war. Sofort wurde überprüft woher es kommen könnte. Der Motorenraum mit den Seeventilen war trocken. Der Verdacht fiel schnell auf das Echolot. Dieses Messgerät zur Wassertiefenmessung ist bei den meisten Booten neben dem Mastfuss angebracht und schaut durch ein ca. 8 cm grosses Loch aus dem Schiffsrumpf. Leider gelang es der Mannschaft nicht, das Leck zu stopfen. Obwohl alle Lenzpumpen liefen, wurde unsere Mauna Loa immer schwerer. Als der Bug sich zu senken begann, hat der Skipper die Rettungsinsel vorbereiten lassen und einen Notruf abgeschickt. Wenige Minuten später kamen ein Frachter und eine Fähre vorbei. Die Crew wurde durch die Fähre ans Land gebracht.

Die Versicherung liess das Schiff bergen. Es lag während ca. einem Monat auf 40 m Tiefe. Einmal aus dem Wasser konnte der Schaden begutachtet werden. Der Rumpf war intakt. Ein langer Kratzer verlief entlang dem Bug und über das Echolot. Dank dem Stahlrumpf kann eine Kollision mit einem schwimmenden Objekt (Baumstamm oder ähnliches) dem Boot wenig schaden, die Plastikhalterung des Echolots ist einer solchen Belastung jedoch nicht gewachsen.

Nach der Bergung wurden Motor und Generator sofort konserviert. Auch Rumpf, Motor und Mast haben überlebt, die meisten Einrichtungsgegenstände waren jedoch zerstört. Das Schiff wurde somit komplett zerlegt und neu aufgebaut. 2002 waren die Arbeiten fertig. Die Mauna Loa strahlte in neuem Glanz. Seither hat sie zuverlässig tausende Seemeilen hinter sich gebracht, unter anderem den Weg in die Karibik und zurück.

Unsere Voreigner Martina und Dietmar haben ihre Reise auf ihrem Blog unterhaltsam dokumentiert. Ihre Abenteuer könnt ihr unter https://maunaloasailing.wordpress.com/ nachlesen.

Der Name "Mauna Loa"

Der Mauna Loa ist einer der grössten aktiven Vulkane der Erde und liegt mitten im Pazifik auf Big Island, der grössten Insel der Inselgruppe von Hawaii. Das Schiff trägt diesen Name seit dessen Erstwasserung. Soweit wir wissen, ist es jedoch noch nie in der Nähe von Hawaii gewesen. Der Name hat uns von Anfang an gefallen und wir haben deshalb nie darüber nachgedacht ihn zu ändern (Natürlich ist uns, wie jedem Seefahrer, bekannt, dass das ändern eines Namens Unglück bringt).