Schon lange freuten wir uns auf diese erste Woche auf der Mauna Loa, nun endlich ist es soweit: 9 Tage auf dem Boot – die Feuertaufe. Im Gepäck haben wir jede Menge Werkzeug und Material für unsere Jacht. Die ersten beiden Tage bleiben wir im Hafen und unternehmen die wichtigsten Reparaturen. Mätthu baut das Spülbecken in der Küche wieder ein – es hat nun einen neuen Wasserhahn. Reto hockt im Motorenraum und kümmert sich um das im letzten Blog bereits erwähnte Problem mit der Lichtmaschine, welches er erfolgreich lösen kann. Ich mache in der Küche eine Bestandsaufnahme des Inventars und ersetze mit dem Akkuschrauber bewaffnet verrostete Schubladenzüge. Soweit so gut – nichts Unerwartetes. Bis wir die Bodenbretter entfernen und einen Blick in die Bilge (den tiefsten Punkt im Schiff) werfen. Anstatt der Stahlaussenhaut sehen wir mit Algen bewuchertes Wasser. Ein Schreckmoment! Einige anstrengende Stunden später ist auch dieses Problem gelöst: Es war anscheinend Regenwasser, das sich wegen einer defekten Pumpe über mehrere Wochen angesammelt hatte. Schwein gehabt!
Damit wir unser Schiff auch in Fahrt kennen lernen, laufen wir nach diesen beiden Basteltagen in Richtung Kroatien aus. Viel Wind gibt‘s nicht, daher unterstützt teilweise der Motor. Es ist längst dunkel, als wir Novigrad in Kroatien erreichen – die Stimmung mit der beleuchteten Küste und einem unglaublich klaren Sternenhimmel ist magisch.
Auch am nächsten Tag, mittlerweile befinden wir uns bereits seit 4 Tagen auf dem Boot, wird munter weitergebastelt – als Reto in den Mast steigt um die Positionslichter zu reparieren bekommen wir sogar Zuschauer. Und ich übernehme zum ersten (und bestimmt nicht letzten Mal) die Zollformalitäten.
„Jungs, wir werden gleich wenden müssen. Seid ihr klar?“, rufe ich einige Stunden später ins Bootsinnere. Wir kreuzen vor der kroatischen Küste gegen einen schwachen Südwind auf. „Klar.“, kommt eine Stimme unter dem Tisch hervor. Mätthu liegt darunter und repariert die Aussenlautsprecher. „Klar!“, kommt Retos Stimme aus der Küche. Seine Hände sind teigverschmiert. Um den Backofen auf seine Funktion zu prüfen bäckt er gerade ein Brot.
Der leichte Wind lässt unsere Herzen höher schlagen. Die Sonne steht schon tief am Horizont, als ich schliesslich den Motor starte um die Segel zu bergen und eine Bucht anzufahren. Es dauert keine zwei Minuten, da gibt der Motor einen durchdringenden Pfeifton ab und die Filterleuchte springt an. Hm, was soll das jetzt?
Eine knappe Stunde später ist das Problem gelöst und das sich im Filter befindliche Wasser entfernt, so dass wir doch noch eine gemütliche Bucht erreichen um vor Anker liegend den Abend zu geniessen. Wobei geniessen für uns heisst, zu dritt im Motorenraum zu hocken und die verdreckten restlichen Dieselfilter zu reinigen. Die Stimmung ist bestens. Wer will schon Pauschalferien buchen, wenn’s auch abenteuerlicher geht?
Tag 5 unserer Reise bringt leider erneut totale Flaute, so langsam aber sicher wissen wir gar nicht mehr, was Wind ist. So treiben wir mehrere Stunden ohne Segel oder Motor auf dem Meer und werken an unserem Schiff weiter, während wir von Delfinen umkreist werden. Auch nicht schlecht! Nachmittags besichtigen wir Porec und geniessen im schönen Stadtzentrum für einmal ein feines Abendessen auswärts. Wobei wir noch nicht ahnen, wie abenteuerlich der zweite Teil der Woche werden wird…