Ein Artikel über einen Segeltörn im Saronischen Golf lässt aufhorchen. Laut Bericht in einem Boulevard-Blatt steht es mit den Zuständen an Bord der Mauna Loa nicht zum Besten. Als kritischer Leser ist man jedoch Boulevard-Medien gegenüber generell sehr vorsichtig eingestellt und will sich natürlich selber ein Urteil bilden.
So auch die Familie R. aus A., Eltern des Crew-Mitglieds M.R. Sie traute ihren Augen nicht, als sie den Bericht über das «Debakel» auf der Mauna Loa las. Worauf hatte sich ihr «Bub» da bloss eingelassen?! Unverzüglich machte sich die Familie auf den Weg, um sich über die Situation an Bord selber ein Bild zu machen.
Hier ihr Bericht:
Am Samstag, 4. August begaben wir uns zu viert – Christian, Rita, Matthias sowie die Cousine von Matthias, Anita, auf die Reise nach Piräus. Nach angenehmem Flug und holpriger Busfahrt erreichten wir am Samstagnachmittag Piräus, wo wir von Skipper Reto herzlich begrüsst wurden. Anschliessend war Grosseinkauf angesagt. Mit Taxi (kostete 2 Euro 50, gegeben 5 Euro, zurückbekommen nichts) machten wir uns (die drei Segel-Greenhörner Christian, Rita und Anita), auf den Weg. Nach ergiebigem Einkauf bestellte uns die nette Verkäuferin auf die Nachfrage hin, wo wohl der nächste Taxistand sei, umgehend ein Taxi vor die Eingangstür des Supermarkts. Und welch eine Überraschung: der gleiche Taxifahrer lud uns wieder auf – Taxameter stellte er keines mehr.
Nach dem Einrichten an Bord ging es am Abend in die Flaniermeile von Piräus, wo wir uns in einem gemütlichen Restaurant auf Griechenland einstimmten. Am anderen Morgen wurden die Segel gehisst. Auf ging es Richtung Aegina. Die beiden Seemänner Matthias und Skipper Reto hatten alles voll im Griff! Nur wir taten uns am Anfang noch schwer mit den vielen verschiedenen Seilen. An welchem sollte man nun ziehen und was geschah, wenn man daran zog? Mit viel Geduld wurde uns immer wieder genau erklärt, was wir machen mussten.
In Aegina angekommen, ankerten wir etwas ausserhalb des Hafens und fuhren anschliessend mit dem Dingi auf ein Glas Bier in die Stadt. Das Nachtessen bereiteten wir auf dem Schiff zu. Nach einer ziemlich durchgeschaukelten Nacht war unser nächstes Ziel, Poros zu erreichen. Zur Mittagszeit ankerten wir vor Poros, wo wir eine Kleinigkeit assen und uns mit einem Bad im Meer erfrischten.
Poros, eine Insel nahe am Festland (Peloponnes), ist ein schönes, gemütliches Städtchen. Der Hafen war schon von etlichen Schiffen belagert, so dass es schon etwas schwierig wurde, einen guten Ankerplatz zu finden. Was die Leute so alles im Meer lassen – verhinderte doch eine Hose am Anker den ersten Versuch, diesen richtig festzusetzen.
Nächste Etappe – Dokos. Nach flotter Fahrt Richtung Süden erreichten wir Dokos, wo wir in einer schönen Bucht ankerten und dabei noch Action pur hatten – also bei den Nachbarschiffen. Zwängten sich doch zwei «Ballermann-Katamarane» auf Biegen und Brechen noch zwischen zwei bereits vor Anker liegende Boote. Ein tolles Schausspiel bot sich uns allerdings am nächsten Morgen. Die Anker der beiden Katamarane hatten sich in einem auf Grund liegengelassenen Anker verfangen und so versuchte die Crew etwa eine Stunde lang, sie von diesem loszumachen – was bei uns doch für etwas Schadenfreude sorgte. Schliesslich schafften sie es doch noch und zogen von dannen.
Das nächste Ziel war die Insel Hydra. Wir segelten auf die Südseite und ankerten in einer traumhaften Bucht. Am Abend nahmen wir ein Bad und strampelten dabei wie wild, um das Leuchtplankton, wie der Name schon sagt, zum Leuchten zu bringen. Wow, es sah aus, als glitzerten abertausende von Sternen! Apropos Sterne: Auch am Himmel leuchteten sie millionenfach. Wir guckten in den Himmel bis uns der Nacken weh tat und alle entdeckten immer wieder Sternschnuppen – nur Rita schaute und schaute und konnte keine einzige entdecken (was nicht an übermässigem Alkoholgenuss lag!).
Letzte Fahrt mit Zwischenstopp um die Mittagszeit im Städchen Hydra. Das Städtchen muss man unbedingt gesehen haben. Es dürfen dort keine Autos fahren – ausser die Müllabfuhr. Den Transport erledigen Esel oder Maultiere. Auch lauffaule Touristen werden «transportiert», was mit der Müllabfuhr wesentlich einfacher ginge und die armen Tiere entlasten würde.
Hochhäuser dürfen keine gebaut werden, Fernsehantennen dürfen nicht aufgestellt werden und wer Tennis spielen will, muss sich eine andere Insel suchen. Kurzum, das Städtchen ist wirklich ein Schmuckstück geblieben. Am Nachmittag segelten wir unserem Endziel entgegen, wobei wir (auch schon am Morgen)recht hohen Wellengang hatten. Das war absolut cool. Die Gischt spritzte von vorne über das Deck bis zum Steuerrad, die Füsse konnte man bequem im Wasser baden ohne sie über die Reling halten zu müssen und das Steuerrad liess uns ein Krafttraining für die Arme durchführen. Nur Anita fand es nicht ganz so toll. Sie setzte sich lieber auf der jeweils höheren Seite hin. In Poros angekommen gab es zuerst einen Apéro (wie jeden Abend) und später machten wir uns auf den Weg zum Nachtessen. Och, war das fein – wir bestellten viele verschiedene Vorspeisen «to share» und konnten so die griechische Küche so richtig geniessen.
Die letzte Nacht auf dem Boot schüttelte uns noch einmal ziemlich durch. Am anderen Morgen galt es, Abschied zu nehmen und den beiden Segelfreaks ganz herzlich für die tolle Woche zu danken. Mama und Papa Renner waren sich jetzt einig: Sie konnten – dem Boulevard-Bericht zum Trotz - ihren Bub ohne Bedenken in die weite Welt ziehen lassen. Der Skipper hat uns einen sehr kompetenten Eindruck gemacht und auch Matthias hat uns mit seinen seglerischen Fähigkeiten überzeugt.
Beim Abschiednehmen wurden elternseits doch ein paar Tränen verdrückt und auf dem Schnellboot, das uns nach Piräus bringen würde, winkten wir so lange, bis wir die beiden Segler nicht mehr sehen konnten.
Nach rasanter Busfahrt erreichten wir rechtzeitig das Flugzeug und kamen nach angenehmem Flug wohlbehalten in Zürich an. Jetzt hat uns der Alltag wieder, doch schweifen wir hie und da mit unseren Gedanken ab und träumen von Wind, Sonne und Meer (mehr!).
Herzlichen Dank!!!